Die Landwirte in Nordhessen setzen weiter auf Biogas. Derzeit entsteht im nordhessischen Willingshausen eine Biogasanlage, die ab Ende 2009 auf Erdgasqualität aufbereitetes Gas ins Erdgasnetz einspeisen wird. Damit können rund 1.000 Haushalte mit Wärme und zusätzliche 4.000 Haushalte mit Strom versorgt werden. Gemeinsam mit der Biogasanlage im benachbarten Homberg (Efze) ist sie die größte Hessens.
Richtfest feierten am 18. August Andreas Helbig, Vorstandsvorsitzender der Kasseler Städtische Werke AG, und Dr. Andreas Möller, Geschäftsführer des Projektentwicklers Abicon GmbH, gemeinsam mit über 30 beteiligten Landwirten aus der Schwälmer Region und Dieter Posch, dem hessischen Minister für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung, sowie dem Willingshausener Bürgermeister Heinrich Vesper. Gesellschafter der Schwälmer Biogas GmbH & Co. KG sind zu 50 Prozent die regionale Landwirtschaft, zu 40 Prozent die Städtische Werke AG und die Abicon GmbH mit 10 Prozent.
Für die Beteiligten ist die rund 8 Millionen Euro teure Anlage nicht nur umweltpolitisch und technisch ein Vorbild. Sie ist vor allem ein Beispiel mit hohem Symbolcharakter für die Region Nordhessen. Ein Projekt dieser Größe sei weder für die Landwirte noch für die beiden Gesellschafter allein zu realisieren, zeigten sich die Verantwortlichen überzeugt. Nur durch die enge, partnerschaftliche Zusammenarbeit und die Arbeitsteilung sei die Biogasanlage zu stemmen. „Ganz wichtig ist, dass sich bei dem Projekt verschiedene kleine und mittlere Partner zusammen getan haben, um etwas Großes zu schaffen. Nur durch die Kooperation der Partner haben wir die Anlage verwirklichen können. Und das, ohne einen der Energieriesen mit ins Boot zu holen“, so Städtische Werke-Chef Andreas Helbig.
Rund 30 Landwirte aus der Region sorgen für die jährlich 38.000 Tonnen nachwachsenden Rohstoffe – vor allem Mais, Ganzpflanzensilage, Grassschnitt und Wirtschaftsdünger. Die Anlage wird unterbrechungsfrei im Durchflussverfahren arbeiten und das ganze Jahr kontinuierlich Biogas in Erdgasqualität liefern. Stündlich werden gut 350 Kubikmeter von Willingshausen in die Mittelhessenleitung eingespeist. Das entspricht rund 30 Millionen Kilowattstunden und einer CO2-Einsparung von 18.000 Tonnen im Jahr. Die Betreiber legen vor allem auch Wert auf den Rohstoffkreislauf, in den die Biogasanlage eingebunden ist: Die Gärreste müssen nicht entsorgt werden, sondern werden als wertvoller Dünger auf die umliegenden Felder wieder aufgebracht.
In Zukunft wird mit dem Biogas in kleineren Blockheizkraftwerken dezentral Strom und Wärme erzeugt. Mögliche Partner können Schwimmbäder, Krankenhäuser oder Thermen sein – Verbraucher, die das ganze Jahr über Wärme benötigen. Vorteil der Einspeisung ins Erdgasnetz und der räumlichen Trennung von Erzeugung und Nutzung – egal, wo in Deutschland ein Blockheizkraftwerk von den Städtischen Werken betrieben wird: Buchhalterisch wird es mit dem nordhessischen Biogas betrieben. Damit fällt es unter die Förderung durch das Erneuerbare Energien-Gesetz (EEG).
Andreas Helbig betonte, dass für die Zukunft weitere Biogasanlagen geplant seien. In unmittelbarer Nähe sei sicher kein Potential mehr vorhanden. Aber gerade die Trennung von Biogaserzeugung und -verwendung mache Standorte in allen Teilen Deutschlands attraktiv.
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